Vorfälle in Oberbayern
ZurückDachau
Am 4. Februar begab sich ein bekannter Rechtsextremist auf das Gelände der KZ Gedenkstätte Dachau, äußerte sich dort mehrfach antisemitisch und belästigte und beleidigte andere Personen. Gegenüber einer Gruppe Jugendlicher behauptete er beispielsweise, an diesem Ort würden nur Lügen erzählt. Eine Mitarbeiterin, die ihn erkannt hatte und des Geländes verweisen wollte, beleidigte und verhöhnte er. Unter anderem filmte er ihr Namensschild und behauptete aufgrund ihres Namens, sie sei Jüdin. Außerdem spielte er das Leid der Lagerinsassen im Allgemeinen sowie speziell die Verfolgungsgeschichte des Großvaters der Mitarbeiterin herunter und stellte diese ebenfalls als Lüge dar. Nachdem er vom Gelände entfernt wurde, nahm er außerhalb der Gedenkstätte ein Video auf, in dem er andere Rechtsextremisten aufforderte, sich ebenfalls in Gedenkstätten zu filmen und den »Schuldkult zu beenden«. Für seine Aussagen wurde er wegen Volksverhetzung verurteilt.
Freising
Am 29. Mai entdeckte ein Passant an einer Unterführung unter der Mainburger Straße am Freisinger Steincenter die Schriftzüge »Stellt euch ihr Juden«, »Zecken jagen« und ein Hakenkreuz. Kurz darauf waren sie wieder übermalt.
München
Am 9. Oktober fand auf dem zentralen Münchner Marienplatz eine israelfeindliche Kundgebung der lokalen Gruppe der Organisation »Palästina spricht« statt. Es kam zu zahlreichen antisemitischen Äußerungen inklusive Vernichtungsfantasien. So soll zum Beispiel ein Teilnehmer geschrien haben, alle Israelis seien Terroristen. Er soll außerdem dazu aufgerufen haben, alle Juden zu töten. Der Mann sei vorläufig festgenommen worden. Ein Redner sagte: »Wir stehen daher heute hier in voller Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand in seiner kompletten Vielfalt: (...) Und auch dem bewaffneten Widerstand.« Solch Unterstützung von »bewaffnetem Widerstand« ist angesichts der Ereignisse eine Legitimierung des Terrors der Hamas. Hamas ist ein arabisches Akronym für »islamische Widerstandsbewegung«. Mehrfach wurde lautstark »Takbir - Allahu Akbar« gerufen und das islamische Glaubensbekenntnis war zu hören. Eine Rednerin rief: »Sieg der Umma!«, der weltweiten Gemeinschaft der Muslime. Auch gab es positive Bezüge auf das Märtyrertum, etwa in einer auf Arabisch gerufenen Parole, die in etwa »Oh Märtyrer, ruhe nur, wir werden den Kampf weiterführen« bedeutet. Es wurde beschworen, die Al-Aqsa-Moschee zu befreien und »mit Blut und Seele« für Palästina zu kämpfen. Zwischendurch wurde das Lied »Ounadikom« abgespielt, in dem auf Arabisch dazu aufgerufen wird, bereit zu sein, für das Land zu sterben.
Rosenheim
Auf einer Veranstaltung eines Rosenheimer Trachtenvereins erzählte ein Sprecher einen antisemitischen Witz, der die Figur des »Geldjuden« bediente. Auf den Witz wurde mit einem verhaltenen Lachen reagiert. Auf kritische Nachfragen der örtlichen Zeitung erklärte der Sprecher, der Witz stammte aus einem Buch von 1929. Dass in dem Witz das antisemitische Klischee des geldgeilen Juden und des animalischen Schwarzen bedient wird, könne er nicht sehen.
Uffing am Staffelsee
Eine Spaziergängerin fand am 7. Januar in Uffing am Staffelsee zwei schoahverharmlosende Aufkleber. Darauf ist ein sogenannter »Judenstern« mit der Inschrift »ungeimpft« abgebildet, im Hintergrund ist gestreifter Stoff zu sehen, der an KZ-Häftlingsuniformen erinnert. Außerdem steht auf dem Aufkleber: »Wieder soweit?« Damit werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie und die Situation von ungeimpften Personen mit der Schoah verglichen und diese so verharmlost.