Antisemitismus sei das Gerücht über die Juden, schrieb der Philosoph Theodor W. Adorno. In diesem Zitat stecken wichtige erste Informationen. Antisemitismus zielt auf alles, das als jüdisch wahrgenommen wird und er hat nichts mit dem Verhalten von realen Jüdinnen und Juden zu tun. Vielmehr zeugt er von einer bestimmten Art zu denken und zu fühlen.
RIAS Bayern arbeitet für die Erfassung und Dokumentation antisemitischer Vorfälle mit der Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). Dieser internationale Zusammenschluss für Bildung, Erinnerung und Forschung über den Holocaust einigte sich auf folgende Definition:
Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.
Diese Arbeitsdefinition wurde auch von der Bundesregierung mit einer Erweiterung angenommen:
Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.
Inzwischen haben zahlreiche Institutionen wie Kommunen, Strafverfolgungsbehörden, Bildungseinrichtungen und zivilgesellschaftliche Organisationen diese Arbeitsdefinition verabschiedet, gebilligt oder übernommen und sie damit zur Grundlage ihrer Arbeit zu dem Themenbereich Antisemitismus gemacht.
Um diese Definition anhand von Leitbeispielen vorzustellen, in den Kontext realer Vorfälle zu stellen, gute Praktiken der Anwendung der IHRA-Definition zu veranschaulichen und eine Checkliste zu deren Anwendung anzubieten, hat der RIAS-Bundesverband daher für die Europäische Kommission das »Handbuch zur praktischen Anwendung der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus« erstellt.